Case Study (8/8): TOGAF statt Blindflug
- Jan Böckelt

- 31. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Phase G+H – Governance & Change Management

Governance, Wandel, Zukunft – wie Architektur lebendig bleibt
Nach den vorigen intensiven Phasen A bis E biegt in2GlobalTech jetzt auf die Zielgerade ein. Dabei hat das TOGAF Framework das Unternehmen von der ersten Vision bis zur konkreten Umsetzung begleitet und zuletzt die Migration minutiös geplant. Nun geht es darum, sicherzustellen, dass diese Migration nicht nur gelingt, sondern sich langfristig weiterentwickeln kann.
Die letzten beiden Phasen der Architecture Development Method (ADM) schließen den Kreis:
Phase G – Implementation Governance sorgt dafür, dass die Architektur während der Implementierung eingehalten wird.
Phase H – Architecture Change Management hält die Architektur beweglich und zukunftsfähig.
Doch Achtung Spoiler: TOGAF endet hier nicht – es beginnt von Neuem: als kontinuierlicher Zyklus, der Wandel strukturiert und Fortschritt steuerbar macht.
Phase G: Umsetzung mit Haltung
Die Implementation Governance ist das Rückgrat der praktischen Umsetzung. Sie stellt sicher, dass die entworfene Architektur nicht auf dem Papier stecken bleibt, sondern konsequent in Projekte und Systeme einfließt.
Dafür installiert in2GlobalTech klare Kontrollmechanismen: Architektur-Reviews, Checkpoints und regelmäßige Abstimmungen zwischen Architektur- und Umsetzungsteams. Ziel ist, Abweichungen früh zu erkennen, Qualität zu sichern und den Übergang von Planung zu Betrieb reibungslos zu gestalten.
Governance bedeutet hier nicht Kontrolle im bürokratischen Sinn, sondern gezielte Steuerung – ein Rahmen, der Stabilität schafft, ohne Innovation zu bremsen.
Phase H: Wandel managen statt verwalten
Unternehmen verändern sich – und ihre Architekturen müssen Schritt halten. In Phase H – Architecture Change Management geht es um die kontinuierliche Weiterentwicklung der Architektur. Veränderungen in Markt, Technologie oder Strategie werden beobachtet, bewertet und gezielt integriert.
Das Ziel: Eine Architektur, die dauerhaft aktuell, effizient und strategisch ausgerichtet bleibt.
Dazu etabliert in2GlobalTech Prozesse, die Änderungen systematisch aufnehmen und transparent steuern. So wird Innovation Teil der Architektur – nicht deren Störfaktor.
Monitoring der Implementation
Während der Umsetzung bleiben Architektur- und Projektteams eng verzahnt. Das Architekturteam begleitet die Implementierung beratend, prüft Entscheidungen auf Konsistenz mit den Architekturprinzipien und unterstützt bei auftretenden Herausforderungen.
Diese Nähe zwischen Planung und Praxis sorgt dafür, dass Qualität und Stabilität über den gesamten Prozess hinweg gewahrt bleiben – Architektur wird so zu einem lebendigen Begleiter, nicht zum einmaligen Konzeptpapier.
Architecture Contracts: Verbindlichkeit schafft Vertrauen
Ein zentrales Werkzeug von TOGAF sind die sogenannten Architecture Contracts – formalisierte Vereinbarungen zwischen Architektur- und Umsetzungsteams. Sie halten fest, welche Prinzipien, Standards und Verantwortlichkeiten gelten, und schaffen Verbindlichkeit für alle Beteiligten.
Diese Verträge bilden das Fundament für transparente Zusammenarbeit: Sie machen Qualitätsansprüche messbar und Abweichungen steuerbar – ein wichtiger Beitrag zur Konsistenz der gesamten IT-Landschaft.
Compliance & Change: Qualität sichern, Wandel gestalten
Compliance Assessment
Governance funktioniert nur mit Kontrolle. Das Compliance Assessment ist ein strukturierter Prozess zur Überprüfung, ob Architekturentwürfe, Lösungen und Umsetzungsmaßnahmen den festgelegten Prinzipien, Standards und Richtlinien entsprechen.
Abweichungen werden identifiziert, bewertet und mit gezielten Korrekturmaßnahmen behoben – so bleibt die Architektur im Einklang mit strategischen, operativen und regulatorischen Vorgaben. Das Verfahren dient zugleich der Qualitätssicherung und hilft, Risiken im Transformationsprozess frühzeitig zu erkennen.
Aktives Change Management
Veränderung ist kein Ausnahmezustand, sondern Dauerzustand. Das Change Management nach TOGAF begleitet den gesamten Lebenszyklus der Unternehmensarchitektur. Es sorgt dafür, dass Anpassungen und Optimierungen fortlaufend erkannt, bewertet und umgesetzt werden – immer im Gleichklang mit Strategie, Business-Zielen und Architekturprinzipien.
Dadurch bleibt die Architektur dynamisch und zugleich stabil – ein lebendes System, das mit dem Unternehmen wächst.
Change Request Management
Jede Veränderung beginnt mit einem Impuls. Das Change Request Management erfasst, dokumentiert und bewertet Änderungsanträge, die Auswirkungen auf bestehende Architekturkomponenten, Standards oder Richtlinien haben könnten.
Dank transparenter Priorisierung und strukturierten Freigabeprozessen wird sichergestellt, dass Anpassungen nachvollziehbar, kontrolliert und im Einklang mit der strategischen Ausrichtung erfolgen.
Szenarioanalyse: Vorausschauend denken
Um neue Technologien wie Microsoft Copilot oder KI-gestützte Automatisierung verantwortungsvoll einzuführen, nutzt in2GlobalTech Szenarioanalysen. Dabei werden verschiedene Entwicklungspfade und ihre Wechselwirkungen auf Prozesse, Systeme und Menschen bewertet – von Datenschutz und Compliance bis hin zu Benutzerfreundlichkeit und ethischen Rahmenbedingungen.
So lassen sich Chancen und Risiken frühzeitig erkennen, und Innovation erhält einen klaren, zukunftsfähigen Rahmen.
Wenn ein neuer Zyklus beginnt
Architektur ist kein statisches Gebilde – sie lebt von Veränderung. Ein neuer ADM-Zyklus nach TOGAF beginnt immer dann, wenn sich wesentliche Rahmenbedingungen verschieben: neue Marktanforderungen, strategische Neuausrichtungen, regulatorische Veränderungen oder technologische Sprünge wie der Einzug von Künstlicher Intelligenz.
Auch größere Change Requests oder erkannte Schwachstellen können Auslöser sein. Entscheidend ist, dass ein solcher Neustart nie Selbstzweck ist, sondern das Ergebnis einer bewussten Neubewertung. Die Architektur wird überprüft, angepasst und neu ausgerichtet – damit sie weiterhin Orientierung bietet und mit dem Unternehmen mitwächst.
So entsteht keine endlose Wiederholung, sondern ein Kreislauf aus Lernen, Optimieren und Weiterentwickeln. TOGAF wird damit zu einem lebendigen Rahmen, der Wandel nicht nur erlaubt, sondern gezielt ermöglicht.
Abschlussgedanken: Steuerung, Wandel, Kontinuität
Die Begleitung der Implementierung und das strukturierte Change Management bilden den Abschluss des Architekturzyklus – und zugleich den Beginn eines neuen. Implementation Governance sorgt für Verlässlichkeit und Qualität, während das Change Management Offenheit und Anpassungsfähigkeit schafft. Zusammen garantieren sie, dass die Unternehmensarchitektur nicht erstarrt, sondern mit jedem Schritt reifer und robuster wird.
Compliance-Prüfungen, Szenarioanalysen und ein klar definiertes Change Request Management geben dieser Entwicklung Richtung und Transparenz. So bleibt die Architektur von in2GlobalTech stabil genug, um den Betrieb zu tragen, und flexibel genug, um neue Wege zu gehen.
Am Ende steht keine starre Blaupause, sondern ein lebendiges System, das Strategie, Technologie und Menschen miteinander verbindet. Es begleitet das Unternehmen wie ein Kompass, der immer wieder neu kalibriert wird – verlässlich, vorausschauend und offen für Veränderung.
Rückblick: Die Reise von der Vision zur Realität
Die Fallstudie zu in2GlobalTech zeigt eindrucksvoll, wie das TOGAF Framework Unternehmen befähigt, komplexe IT-Landschaften in ein steuerbares Ganzes zu verwandeln. Von der Preliminary Phase über die Architekturvision bis hin zu den Phasen B bis F hat sich ein klarer roter Faden ergeben – von der Analyse über die Planung bis zur Umsetzung und Governance.
Jede Phase baute auf der vorherigen auf, jede Entscheidung fügte sich in das Gesamtbild ein. Mit den Phasen G und H schließt sich der Kreis: Was in der Vision begann, wird nun gelebt, überwacht und weiterentwickelt. Governance und Change Management verwandeln einmalige Projekte in fortlaufende Prozesse – aus Planung wird Praxis, aus Struktur wird Routine.
So wird TOGAF zum Instrument nachhaltiger Transformation. Es hilft, Ziele greifbar zu machen, Verantwortlichkeiten zu klären und Komplexität zu beherrschen. Das Framework bietet Orientierung, wo sich Technik und Strategie begegnen, und schafft Vertrauen in den Wandel.
Ausblick: Architektur im Microsoft 365-Kosmos
In kommenden Beiträgen wird die Architektursicht auf Microsoft 365 vertieft – von Security über Compliance bis hin zu KI-gestützten Szenarien wie Copilot. Dabei bleibt der TOGAF-Ansatz Leitlinie und Werkzeug zugleich: ein strukturiertes Denken, das Komplexität ordnet und Veränderung planbar macht.
So entsteht ein fortlaufender Leitfaden für Unternehmen, die moderne Microsoft-Lösungen nicht einfach nur einführen, sondern architektonisch durchdacht verankern möchten – als Teil einer langfristigen, nachhaltigen digitalen Entwicklung.






